Aedes Ausstellung Bach y Mora Arquitectos Katalogbeitrag Montag, 30. November 1998

Die Architektur von Bach & Mora ist exemplarisch für die grundlegende Transformation Spaniens in der Zeit nach dem Tode Francos 1975.

Während die spanische Gesellschaft sich von innen her demokratisierte und sich zu Europa und der Welt hin öffnete, konnte die Architektur an die innovativen Anfänge des verbannten Internationalen Stils der frühen 30er Jahre wieder anknüpfen, z.B. an die frühen Arbeiten des in die USA emigrierten Barceloner Architekten Josep Lluis Sert, in den 30er Jahren ein führendes Mitglied der GATCPAC, Kataloniens CIAM, der später in Boston die Harvard Graduate School of Design zusammen mit Walter Gropius leitete.

Die Bürogründung von Bach y Mora Arquitectos 1976 in Barcelona fällt genau in die beginnende neue Zeit der Nach-Franco-Ära, die einen gewissen Höhepunkt in der Erneuerung Barcelonas 1992 im Rahmen der Olympischen Spiele fand. Doch schon lange bevor olympische Fanfaren die Atmosphäre der Stadt ver-wandelten, schon 1981-85, gestalteten Bach & Mora drei Plätze im Stadtteil Grácia, die wesentlichen Anteil an der Wiederbelebung des dicht bevölkerten barrios leisteten.

1984 wurde der Bahnhof Bellaterra fertiggestellt, ein Bau, der mit seinen präzisen Formen und klaren Erschließung dem Büro internationale Anerkennung brachte und der Beginn der bis heute andauernden Auseinandersetzung mit technischen Bauwerken darstellt. Schon bei diesen ersten Werken tauchen die Kennzeichen der heutigen Bauten auf; der spezifische Umgang mit den jeweiligen Bauorten, der Einsatz klarer architektonischer Formen mit dem Ziel der Wiederherstellung einprägsamer städtischer Räume, der zugleich strenge -jedoch lässige- Umgang mit Materialien (hier seien die flachformatigen roten Ziegel genannt, mit denen körperhaft die Bauten geformt werden), der Einsatz leuchtender Farben, eine subtile Ironie im Umgang mit überlieferten Architekturelementen und durchdringende Eleganz vom Konzept bis zum Detail.

In den 90er Jahren folgten eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte, die jeweils eigene Lösungen forderten, insgesamt aber die Kontinuität des architektonischen oevres zeigen; der Bau des Olympischen Hockey Stadions für die Olympiade 1992, der Neubau des Bahnhofs Sabadell (1993) und das Brückengebäude der spanischen Telefongesellschaft Telefonica in der Avinguda d'lcaria, eine der Hauptstraßen des Olympischen Dorfes.

Die neuesten Bauten sind Beispiele eines mit den Erfahrungen gereiften Büros in einem nunmehr -auch nach den olympischen Spielen und mit Recht- selbstbewußten Barcelona. Die Wohnanlage in Sabadell (1989-94, 90WE) reagiert auf die sturren städtebaulichen Vorgaben des umgebenden neuen Viertels mit einem gekonnten Griff in die Trickkiste; anstatt den Block nach Süden zu schließen, wird die 8-geschossige Hauptbaumasse z-förmig nach Norden abgeknickt: 1995 wurde die Ergänzungsbebauung am Bahnhof Bellaterra mit einem weitspannenden Tonnendach fertiggestellt. Hier ist ein weiteres zentrales Thema von Jaume Bach & Gabriel Mora hervorzuheben; der pragmatische Umgang mit großen Spannweiten und technischen Aufgaben,  jedoch ohne auf die gängigen Konstruktionen der high-tech Architektur – zurückzugreifen.

 Während die Architektur Josep Lluis Serts und der vielversprechenden GATCPAC-Moderne in der monotonen Funktionalität der Form der 60er Jahre endete, verstehen es die heutigen Barceloner Architekten,  eine vielfältige  Architektur der Formen zu prägen, die auf die jeweilige Aufgabe und den spezifischen Ort eingeht, immer neue Lösungen sucht und somit dynamische  und hoffnungsversprechende  Impulsansätze auch für Berlin und den  nahgelegenen Osten Europas, der sich in einem ähnlichen Öffnungsprozeß wie Spanien vor 20 Jahren befindet, liefert.

Aus: Architektur der Formen

Veröffentlicht in: Aedes Katalog Bach y Mora Arquitectos, 1998, s. 3-6


 



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