Anbau und Sanierung Sporthalle Mariannenstrasse 47 in Berlin-Kreuzberg Mittwoch, 3. Juni 2009

Projektstand: Am 3.6.09 entschied sich das Gremium für unseren Wettbewerbsentwurf und empfahl diesen zur Ausführung.

Project Dokumentation (pdf 20 mb) >>> hier

 

Team:

Verfasser: mab + extern

mab C.C.M. Mathewson, Architekt; Mitarbeit: M. Arch. Lucas Gray

Kostenschätzung: Schönfeld Architekten

Haustechnik: Ing.-Büro R. Dieme

Statik: Ing. Büro M. Leupold

Extern Dipl.-Ing. F. Protzmann

Erläuterungen

Rekonstruktion des Hofraumes mit Neubau in Flucht des historischen Schulgebäudes

Wiederaufnahme der ehemaligen Raumkante mit zeitgemäßen Mitteln : eine transluzent schimmernde Platzfront, die sich als vielfältig nutzbarer Geländesockel in den Gartenanlagen fortsetzt

Sensibler Umgang mit dem besonderen, verwunschenen Ort: Steigerung dieser vorhandenen Qualität des Ortes, auch durch Inszenierung der Eingangssequenz, welche hin zum von innen leuchtenden transluzenten Glaskörper des Neubaus und zum Haupteingang in den transparenten Brückenverbinder führt

Gestalterische Zurückhaltung gegenüber der denkmalgeschützten Sporthalle des nach Plänen des Architekten und Stadtbaurates Hermann Blankenstein (erbaut 1893 / 1914), gekennzeichnet durch bewusst einfache Formensprache des Neubaus, welcher einen erhabenen Hintergrund für die historische Bausubstanz bildet und auf eine vordergründige Signifikanz verzichtet

Konsequente Haltung des Neubaus als strapazierfähiger, öffentlicher Bau in der Tradition Berliner öffentlicher Bauten, mit einer bewusst gewählten Langlebigkeit aller verwendeten Details und Materialien

Ein niedriger Geländesockel mit zwei Baukörpern erinnert an das unwiederbringlich verlorene Schulgebäude auf dem Grundstück Mariannenstraße 47. Damit werden die Räume  des Hofes definiert sowie die Dominanz der bauhistorisch bedeutsamen Turnhalle respektiert, der Zauber des Ortes wird allerdings gesteigert.

Eine transluzent schimmernde Platzfront erscheint auf dem Weg vom steinernen Stadtraum Kreuzbergs in den urbanen Dschungel des Blockinneren so rätselhaft wie verlockend.

Vom Haupteingang im transparenten Brückenverbinder gelangt der Besucher in den Umkleidetrakt. Zwei  Kuben, getrennt durch ein zentrales Wasserbecken für das gesammelte Regenwasser, bilden den klar gegliederten Baukörper. Der  Niederschlag wird dabei zunächst auf dem Gründach gefiltert, in das Becken geleitet und fließt über in eine rückwärtige Muldenzone mit niedrig wachsendem Bambus. Dies ist auch aus dem Inneren des Gebäudes zu beobachten. Ein gesonderter Abstellraum nimmt die Flucht sowie Form- und Materialsprache des Neubaus auf und schafft einen qualitätvollen Zwischenraum auf dem geschaffenen Sockel

Die Neubauten werden aus massiven, gestampften Lehmwänden im Kontrast zur Leichtigkeit des doppelschaliigen Profilbauglas errichtet. Keramische Boden- und Wandbeläge ergänzen diese Materialien im Inneren des Neubaus.

Innere Organisation des Neubaus unter sensible Berücksichtigung der funktionalen Abläufe eines Umkleidegebäudes. Formulierung von sicht-geschützten Grundrisszonen, um direkten Einblick in die Umkleiden bzw innerhalb dieser in die Wasch- bzw. Duschbereiche auszuschließen

Ausdruck der zweigeteilten Grundrissorganisation im Baukörper durch Zäsur zur Gartenseite hin, die von innen den Ausblick in die Gartenanlagen ermöglicht und zugleich Sammelbecken für das durch das Gründach des Neubaus anfallende Regenwasser dient und somit diesen ökologischen Vorgang erlebbar macht

Bauliche Sichtbarmachung natürlicher Prozesse , Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der verwendeten Materialien – Nachhaltigkeit wird in allen Aspekten und Details des architektonischen Konzepts als Verpflichtung gesehen.

Die Gartenanlagen gliedern sich  in drei Teilbereiche mit der kritische Rekonstruktion des Vorplatzes vor der Sporthalle sowie der Ausbildung des quer im Hof gestellten Sockels  mit einladenden Sitzstufen sowie mit einer Rampe zur barrierefreien Zugängigkeit. Die große Hoffläche, inszeniert durch Gruppen von eleganten ca. 6 m hohen Holzstangen den vorhandenen Baumbestand mit ihren mächtigen Stämmen. Diese Installation bietet vielfältige Möglichkeiten von temporären Interventionen wie eingespannten Markisen als Raumteiler oder Dächer, angehängte Seile oder die teilweise Umwandlung einer Stangengruppe als Spielgerüste. Unter Bezug auf die räumliche Dimension der Turnhalle wird eine überbreite Sitzbank im großen Hof angeordnet. Flankierend ergänzt eine Versickerungsfläche für den Altbau diese Figur.

A: kritische Rekonstruktion des Vorplatzes vor der Sporthalle

B. Ausbildung des quer im Hof gestellten Sockels des Neubaues mit einladenden Sitzstufen, Rampe zur barrierefreien Zugängigkeit als Spiellandschaft und intimer Außenhof

C. große Hoffläche als „urbaner Dschungel“ mit vielfältig nutzbarerer Holzpfählen-Installationen sowie Ausbildung eines für unterschiedliche Funktionen geeigneten Außenraumes in den Dimensionen der historischen Sporthalle. Bambushain im Streifen hinter dem Neubau gespeist aus der Regenwassersickerfläche.

Verwendung ökologisch erwiesener Materialien im ganzheitlichen Konzept der Nachhaltigkeit. Bauwerk Neubau aus massiven gestampften Lehmwänden, welche einen kontrastreichen Gegensatz zur schimmernden Leichtigkeit der Glaswände aus doppelschaligen Profilglaselementen bilden. Keramische Boden- und Wandbeläge im Inneren des Neubaues. Sichtbarmachung der Regenwassersammlung bei Alt- (Sickerbecken im großen Hof) und Neubau (Sickerbecken in der Gebäudezäsur). Wiederverwendung des verbrauchten Duschwassers für z.B. Toilettenspülung. Gründach auf Neubau. Überdurchschnittlich hohe Dämmwerte aller verwendeten Baustoffe. Überschreitung der nach neuer EneV vorgeschriebenen Werte. Einhaltung aller Kriterien zur Einstufung als BREEAM zertifiziertes Bauwerk.

 

 



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